Christines Amrum

Christine und Amrum waren unzertrennlich! Dort war sie immer am liebsten. Den Akku auftanken und Luft holen, für die Zeit bis zum nächsten Besuch auf ihrer Insel.

Ich lernte sie Ende 2000 kennen. Während einer Reha auf Amrum, wo auch sonst! Es ging ihr nicht gut. Den Dünenaufgang der Satteldüne mit Sauerstoff zu überwinden war ein unüberbrückbares Hindernis. Ausflüge zur Wasserkante, jeder der Amrum kennt, weiß, dass der Weg nicht mal eben so zu schaffen ist. Der Sauerstoff, der eigentlich helfen sollte, wurde eine Last! So wurde ich als „Schleppdepp“ geboren. Für ihre Ausflüge an die frische Luft trug ich die frische Luft.

In der gleichen Kur, das Internet war gerade dabei seine Kinderstube zu verlassen, unternahmen Christine und ich nächtliche Auto-Ausflüge zur Dünenschule, denn diese war schon vernetzt. Es wurde fast ein Ritual: Surfen am Abend, bei Wind und Regen im November. Sie arbeitete an ihrer Homepage und ich, ich surfte vor mich hin – wie auch heute noch. Lustig, sehr lustig ging's zu in der Satteldüne im November 2000. Es war eine meiner besten Kuren auf der Satteldüne!

In dieser Zeit begann Christine Kurzgeschichten über ihr Leben und Erlebnisse zu schreiben. Eine Passage möchte ich zitieren. So gelesen in der „Perle der Nordsee“:

...

„nee nee, wenn ich Kur mache," sagt sie mit einem grinsen auch den Lippen, "dann fahre ich nach Amrum!! Amrum ist nämlich die Perle der Nordsee müsst ihr wissen, die schönste Insel die ich kenne, wo ich immer wieder hinfahren werde, weil ich mein Herz dort verloren habe.“

Viele Jahre sind vergangen. Mittlerweile lebe ich auf Amrum und schreibe diese Zeilen. Jetzt, auf der Suche nach Worten, muss ich an Christines Beerdigung denken. Es war Januar: Kalt, Düster, Grau, Stürmisch – die Nachwirkungen von Kyrill noch zu sehen und spüren,

… „weil ich mein Herz dort verloren habe.“ …

der Himmel reißt auf, die Sonne scheint! Fast könnte man meinen: Typisch Nordsee, typisch Amrum! Ein letzter Gruß der fernen Nordsee – ihrer Insel, ihrer Perle der Nordsee.

Jetzt hat auch sie endlich ein Stück Amrum für sich. Und wir mit ihr! Im Ortskern „Nebel“ steht eine Bank in Gedenken an „Christine Schelle“.

Bank im Gedeken an Christine Schelle

Uwe Köller, Amrum