Und wieder ein Fehlalarm

von Thomas Täger

Liebe Freunde und Bekannte!
 
Ich wollte euch doch noch einmal an meinem Leben teilhaben lassen. Es ist sicher nicht für jeden interessant, aber mir war danach! Ich versuche mich kurz zu fassen.
 
Als ich gestern um 23.00 Uhr nach Haus kam, klingelte sogleich das Telefon. Ich hörte am anderen Ende die MHH. Ca. 4.00 Uhr sollte es losgehen mit der OP. Ich wurde eine knappe Stunde später abgeholt und wir fuhren schön mit Blaulicht nach Hannover. Es war einfach geil, aber ich hatte einen schlechten Sitzplatz - man konnte halt nicht gut raus sehen. Bad Oeynhausen war besonders schön: Ratzfatz durch alle roten Ampeln. Nächstes Mal sitze ich vorne!

Auf der rasanten Fahrt, deswegen wacklig :-)

In der Aufnahme war es sehr, um nicht zu sagen, zu routiniert. Klar, Ruhe ist gut. Und bei dem was die so täglich erleben sicher auch nicht schlecht. Aber wir konnten nicht direkt feststellen, dass der gute Mann auch wußte warum ich da war. Mir ging es ja sehr gut. Nachher kommt der noch auf die Idee ich hätte nur einen Drehschwindel oder ähnliches. Aber nein, "er wisse genau Bescheid", versicherte er ziemlich genervt von unserer Unprofessionalität. Wir machen das jedoch nicht täglich, um diese Zeit in irgenwelchen großen Krankenhäusern in der Aufnahme herumzulaufen. Tut mir leid.
 
Naja, dafür waren die Schwestern auf der Station 15 sehr nett. I. und T. konnten auch wenigstens etwas lachen. Ich grüße Sie beide von hier noch einmal ganz herzlich und freue mich auf das nächste Mal. Die anderen Angestellten konnten um die Uhrzeit mit meiner Art von Humor wenig anfangen. Verstehe ich gar nicht, die sollten sich doch freuen, wenn auch mal eine Frohnatur hereinspaziert kommt.
 
Besonderes Highlight war dann die Rasur durch die beiden Schwestern. Für alle männlichen Leser: Zwei nette, hübsche und junge Schwestern fangen an dich unter den Achseln zu rasieren und gehen dann bis kurz über die Knie. Ich sage euch, davon habt ihr immer geträumt!

Warten mit Papa

Klar, die haben schon mehr nackte junge Männer gesehen als ihnen lieb sein wird. Aber das ändert doch nichts daran, dass man sich echt unwohl fühlt. Im Spiegel konnte ich dann meinen hochroten Kopf sehen. Aber, die beiden haben das schon toll gemacht. VIELEN DANK, I. und T.,  es war sehr lustig!
 
Natürlich nahmen sie auch unmengen Blut und sonstige Körperflüssigkeiten ab und danach durfte ich dann ein letztes Mal duschen. Aber eigentlich war ich nur müde. War ja auch schon spät.
 
Dann mussten wir warten. Hin und wieder bin ich dann eingedöst, aber so richtig erholsam war das nicht. Übrigens: Dort sind die Betten elektrisch auf und ab zu fahren. So etwas kannte ich bisher nicht, im MHO hat man sich teilweise den Arm ausgekugelt, um das Kopfteil hoch oder runter zu bewegen.
 
So ca. kurz nach vier muss es dann gewesen sein, als ein Ärztin mit toternstem Gesicht auf uns zukam und mitteilte, dass das Organ für meinen, noch recht guten Gesundheitszustand, nicht gut genug sei. Es wird zwar transplantiert, aber einem der nicht länger warten kann. Die Wege des Herrn sind unergründlich, aber sicher hat er sich etwas dabei gedacht. Schließlich habe ich erst seit kurzem DSL und Digital-Fernsehen bzw. überhaupt mehr als sechs Programme. Vermutlich wollte er mir die noch eine Zeitlang gönnen.

Mutter krallt sich im Krankenwagen fest

"Schade - hoffentlich kommt der arme Hund durch". Das habe ich ihr geant- wortet und fand das nicht dramatisch. Solche Aktionen sind sehr hilfreich. Nächstes Mal werde ich ganz seelenruhig warten bis es in den OP geht - hoffe ich. Ich weiß nun, wie es läuft und jetzt geht es mir ja gerade gut.

Ich hoffe das bleibt bis zum nächsten Alarm so und wünsche mir, dass auch ich bald drankomme.
 
In diesem Sinne, wünsche ich allen Lesern ein schönes Wochenende.


Einen besonderen Gruß möchte ich noch loswerden an meine liebsten und engste Freunde, über die ich auf der Fahrt und während des Wartens noch in Ruhe nachdenken konnte. Es ist mir wichtig euch das einmal zu sagen: Ich freue mich, dass ihr/Sie für mich da seid - Vielen Dank, wir haben ja schon sehr viel zusammen erlebt und kennen uns teilweise doch schon sehr lange!
 
Marianne, Marco und das was noch kommt - ich hoffe das noch zu erleben.

Christina, Diana und Yvonne - schön, dass ihr immer weiter geschrieben habt, ihr seid wirklich treue Seelen.

Meine liebe Hausärztin und Christel, die für mich immer ein offenes Ohr haben.

Silke, die mich jahrelang immer treu besuchte.

Bert und Christine, die unheimlich viel geleistet haben seit wir uns kennen, und das ist erst seit März 2003.

Meinen behandelnden Arzt in der MHH nicht zu vergessen: Sie sind ein echter Gewinn für uns Patienten. Eine Bitte hätte ich aber noch: Vielleicht könnten Sie mich auch nach der Transplantation mal besuchen, ich würde mich freuen.
 
Liebe Leut, ich kann nicht an alles Denken. Rechtschreibefehler bitte ich heute mal zu ignorieren und es ist auch bitte niemand sauer, weil wir befreundet sind er aber nicht extra genannt wurde! Meine Eltern sind auch nicht extra genannt und die leisten schließlich am meisten!

Euer

Thomas Täger