Der lange Weg der Evaluation.
von TX-Mail Mitglied Nobbi Stritter

(verstorben in der Uni Frankfurt am 02. 11. 05)

Dieser Bericht zeichnet meinen Weg der Untersuchungen vom 17. 01. 05 bis zum heutigen Tage auf.

Der Bericht gibt meine Erlebnisse und teilweisen Eindrücke wieder. Als ich am 17. Januar 05 mein Einverständnis gab. Diesen Untersuchungsmarathon über mich ergehen zu lassen war ich mir nicht darüber im klaren wie Umfassend und gründlich diese Untersuchungen im Endeffekt sind und waren und welche Unannehmlichkeiten teilweise damit verbunden sind.

Am 17. 01. 05 stellte ich mich in der pneumologischen Ambulanz in der Universitätsklinik vor und führte ein Gespräch mit einem Arzt, der mir zu verstehen gab, dass eine erste Beurteilung meiner Person aufgrund meiner eingereichten Unterlagen positiv ausgefallen sei und ich Extern schon einmal mit den dementsprechenden Voruntersuchungen beginnen könne um die Prozedur später abzukürzen. Wenn die Untersuchungen dann soweit abgeschlossen seien, sollte ich mich erneut in der Ambulanz melden.

Ich begann also als Erstes mit einer Thorax CT, dieser folgte dann eine CT des Schädels um zu klären, ob die oberen Atemwege und Stirnhöhlen auch Keimfrei seien. Das war schon die Aufgabe des HNO. Danach bin ich dann zum Urologen, Untersuchung der Prostata, Harnuntersuchung und Ultraschall. .

Danach zum Neurologen für ein EEG und Prüfung der Reflexe und eventueller Ausfälle im motorischen Bereich. Einen Kardiologen für ein Langzeit EKG musste ich auch noch aufsuchen. Dann fehlte noch der Zahnarzt. Nach Backenzahn Extraktion und Paradontosebehandlung hatte ich den dann auch geschafft.

Nachdem diese Temine alle erledigt waren und ich von den jeweiligen Ärzten die benötigten Bescheinigungen bekommen hatte, meldete ich mich erneut in der Pneumo Ambulanz und bekam einen Termin für weitere Untersuchungen in der Uni an einem Freitag. Ausserdem auch gleich einen Termin für einen stationären Aufenthalt am darauffolgenden Montag.

Am Freitagmorgen meldete ich mich dann in der Ambulanz und wurde zum Herzultraschall UKG geschickt.

Danach zu einer grossen Lungenfunktionsprüfung mit allem Komfort und zurück.

Nach diesen beiden Untersuchungen kam ein EKG an die Reihe.

Nach dem EKG ging es dann ins Labor. Dort wurde eine Braunüle gelegt und ca. 15 Röhrchen mit Blut entnommen. Auch eine Speichelprobe wurde genommen.

Ausserdem ein Tbc Test angesetzt.

Eine Urinprobe sowie Kotproben musste ich auch noch abgeben.

Nach diesen ganzen Untersuchungen ging es dann weiter zur Sonographie des Unterleibes und des Herzens.

Diese Untersuchung war dann wirklich die Letzte für diesen Freitag und ich musste sagen, ich war sichtlich erschöpft und erledigt. Da ich mangels Gelegenheit noch nichts gegessen hatte und ausser einem Becher Tee auch noch keine Flüssigkeiten war ich doch ziemlich ausgepowert. Ich war froh als ich zu Hause war und mich Nachmittags hinlegen konnte. Habe fast 14 Stunden geschlafen um mich wieder zu erholen.

Am Montagmorgen dann um 09:00 antreten auf der Station zwecks Aufnahme.

Ich wurde gefragt ob ich nüchtern bin, was mich erstaunte. Aber ich bekam es dann gleich zu hören. Um 10:30 sollte ich zur Gastroskopie. Magenspiegelung also. Na gut, deshalb war ich ja da. Ich wurde in ein anderes Gebäude gebracht und so um 11:00 ging es los. Rein, auf die Bahre legen, Rachen leicht betäubt, und dann begann es auch schon. Es muss eine Ewigkeit gedauert haben und ich habe während der gesamten Untersuchung gewürgt und geschluckt und hatte eigentlich nur Angst keine Luft zu bekommen. Nach ein paar Minuten war der Spuk gottseidank vorbei und ich konnte es kaum glauben. Nachdem ich mich dann draussen wieder etwas erholt hatte konnte ich dann erst einmal wieder zurück auf die Station und mein Zimmer. Dort angekommen wollte ich erst einmal etwas essen. Nun, da ich clever wie ich war, beim Einchecken angegeben hatte dass ich mit Reduktionskost schon satt werden würde, hatte ich natürlich auch diese Kost bekommen. Gedünstete Möhrchen und Kartoffeln. Mann o Mann.

Ich wollte zwar auch im Krankenhaus abnehmen, aber nicht mit absoluter Gewalt. Nach diesem Essen wurde mir eröffnet, dass ich nichts mehr zu Essen bekomme, um am nächsten Morgen nüchtern für die nächste Massnahme zu sein.

Anlegen eines Arteriellen und Venösen Herzkatheders.

Am nächsten Morgen um 08:00 ging es los, um 08:15 lag ich auf dem Tisch, um kurz nach 09:00 war schon alles erledigt. Der Eingriff wird mit örtlicher Betäubung unter Mitwirkung des Patienten vorgenommen. Der Operateur erzählt während des Eingriffs genau was er gerade sieht und tut. Ein Katheder wird über sie Arterie in die rechte Herzkammer gelegt. Ein zweiter Katheder über die Vene in durch die linke Herzklappe in den Zugang zur Lunge. Das ganze wird von der rechten Leiste aus vorgenommen. Nach dem Eingriff wurde ein Druckverband angelegt um Blutung und Bildung eines Hämatoms zu verhindern. Danach wurde ich wieder aufs Zimmer gebracht. Da ich mich wegen des Druckverbandes nicht rühren konnte, fiel das Mittagessen fast ganz aus, da ich flach liegen musste und den Kopf nicht heben konnte. Und ich hatte Hunger, und wie……. Nach vier Stunden sollte der Druckverband eigentlich wieder abgemacht werden, da aber angeblich der Bericht über den Eingriff auf der Station nicht vorlag, musste ich warten. Schliesslich wurde nach heftigen Protesten meinerseits der Verband um 19:00 entfernt und ich konnte auf stehen, zur Toilette gehen und auch etwas essen. Ein richtig gutes Gefühl. Da am Mittwoch kein Termin vorgesehen war, war ich so richtig erleichtert und gönnte mir morgens einen grossen Teller vom Frühstücksbüffett. Allerdings war das dann mein letzter Teller für diesen Tag. Aber, das wurde mir erst so um 10:00 mitgeteilt. Da kam die Schwester und brachte mir ein Medikament zum Einnehmen und Abführen, da ich für den nächsten Tag einen Termin für eine Koloskopie oder auch Darmspiegelung genannt hätte. Ich musste also eine Flasche mit einem Rizinusoel ähnlichen Geschmack schlucken und vier Stunden später noch vier kleine Pillchen. Ich war total begeistert von dieser Massnahme und konnte meinen Frust kaum unterdrücken, zumal ich ja die ganze Zeit Hunger hatte, und die rechte Leiste schmerzte auch noch von dem Eingriff des Vortages. Ich fluchte innerlich und dachte mir, beisse die Zähne zusammen, du wolltest es ja auch so haben. Schon richtig, aber was da so alles dazugehört !!

Das Medikament zum Abführen heisst übrigens Prepacol und besteht aus der Flasche mit der Trinkflüssigkeit und den vier Pillchen.

Und das war noch nicht alles. Ich bekam noch drei grosse Literflaschen „Oralav“ hingestellt. Das ist eine Flüssigkeit zum Trinken und zur Darmspülung. Und das Zeug schmeckt absolut ekelhaft. Da ist ja ein Surveiveltrainig im Dschungel noch besser wie dieses Getränk. Aber es sollte hinein. Mit ‚Brausetabletten und Apfelsaft versuchte ich das Zeug hinunterzuwürgen. Und zwischendurch natürlich die Rennerei auf die Toilette . Ich war geschafft und Abends habe ich die Hälfte von dem Zeug ins Klo geschüttet. Ich konnte es nicht mehr sehen.

Dann am nächsten Tag der Termin in der Endoskopie um 11:00. Um 09:00 wurde ich bereits dort abgeliefert. Zwei Stunden warten auf den Termin. Ich sah mir zwei Stunden den Betrieb an und lernte allerhand über den Ablauf kennen. Und dann ging es los. Alle Klamotten ausziehen und so ein OP Hemdchen anziehen wo hinten alles auf ist. Dann auch eine OP Hose anziehen, die Hinten ebenfalls total offen war. Dann auf die berühmte Bahre legen, die ich ja schon vom Montag kannte, und dann ging es los. Auf die Seite legen, Sauerstoff überprüfen, dann ein kurzer Schuss mit der Spritze und ich war leicht betäubt und weggetreten. Als ich wieder zu mir kam hielt man mir gerade ein kleines Behältnis mit einem ziemlich grossen weissen Etwas vor die Nase und erklärte mir, dass dies ein Polyp sei den man so nebenbei aus dem Darm entfernt habe. Der käme jetzt ins Labor. Gleichzeitig spürte ich noch, wie das Endoskop immer noch in meinem Darm herumrührte. Und dann war es vorbei und der Doc dementsprechend zufrieden. Ich wurde nach draussen in den Aufwachraum geschoben und mir wurde erklärt, dass der Darm jetzt viel Luft enthalte, die nach draussen müsste. Allerdings enlüftete sich mein Unterleib nach einer Viertelstunde immer noch nicht so dass der Doc zur Sicherheit eine sofortige Röntgenuntersuchung anordnete um auszuschliessen dass während der OP eine Darmperforation stattgefunden haben könnte. Das Ergebnis war negativ weil die eingeblasene Luft zwischenzeitig den Darm lautstark verliess. Nachdem ich dann eine Stunde warten musste bis mich jemand auf die Station und mein Zimmer brachte war ich so richtig stocksauer. Auf dem Zimmer angekommen führte mein erster Weg unter die Dusche . 30 Minuten warmes Wasser, eine Wohltat. Danach dann in die Küche und erst einmal etwas in den Magen bekommen. Ausser Brot und Wurst war zwar nichts da, aber egal, bei Hunger ist man nicht so wählerisch.

Das war dann der Donnerstag dieser berühmten Woche.

Ach ja, das Wichtigste hätte ich ja fast vergessen. Am Montag wurde ich um 17:30 zum Angiogramm bestellt. Die ganze Prozedur dauerte ca. 2 Stunden und ich war um 20:00 wieder auf meinem Zimmer. Die Durchblutung aller Teile war laut untersuchender Ärztin in Ordnung. Aber, es muss ja gemacht werden. Am Freitag keine Termine mehr gehabt. Da auch das Stationspersonal keine anderen Instruktionen hatte und ich nicht willens war länger als nötig im Krankenhaus zu bleiben, betstellte ich mir ein Taxi und fuhr nach Hause. Das war Teil zwei meiner Untersuchungsodysee.

Kaum zu Hause angekommen, klingelte das Telefon und auf dem Anrufbeantworter meldete sich die Klinik mit der Frage, warum ich denn eigenmächtig die Klinik verlassen habe. Ich solle daher bitteschön am Montagmorgen auf der bekannten Station, gleiche Zeit, gleiches Bett wieder einchecken. Aber ich war viel zu kaputt um das alles gleich und sofort zu registrieren. Wichtig war für mich etwas zu Essen zu bekommen und dann nur noch hinlegen und schlafen, schlafen, schlafen. Das ganze Wochenende lang.

Am Montag in die Klinik und gleich am Morgen zum Szintigramm, Diffusions und Ventilationsmessung. Dabei stellte sich heraus, dass mit der linken Lunge fast gar kein Staat mehr zu machen ist, bei ca. 34% Kapazität. Rechte Lunge noch ca. 64 %. Bei der linken Lunge sind grosse Teile des Gewebes nicht mehr durchblutet und abgestorben, laut Untersuchungsbericht und Aussage des Professors. Bei der rechten Lunge muss noch festgestellt werden inwieweit sie überbläht ist.

Danach Termin in der Transplantationsambulanz beim Professor. Da der Prof die ganze letzte Nacht im OP gestanden hatte und einem Patienten neue Lungen transplantiert hatte war er doch ganz schön erschöpft würde ich sagen. Und im Stress. Aber, er hatte doch 10 Minuten Zeit für mich. Er sah sich die vorhandenen Unterlagen an, stellte auch ein paar Fragen, verwies darauf, dass die Ergebnisse noch nicht komplett seien und dass er noch einmal mit mir einen Termin vereinbaren wolle. Damit war ich erst einmal entlassen. Danach gab es noch eine Blutentnahme auf der Station und dann begann das Warten, ob die Laborbefunde auch alle vollständig waren. Bis einschliesslich Donnerstagmorgen verblieb ich dann auf der Station und vertrieb mir die Zeit mit Warten. Lediglich am Donnerstag wurden noch zwei Lufus durchgeführt um Vergleichswerte zu haben.

Ausserdem wurden Co2 und O2 neu bestimmt.

Danach durfte ich dann am Donnerstag die Klinik verlassen.

Ich muss feststellen, Krankenhaus ist nichts für mich und ich sehe es lieber von draussen wie von drinnen.

Zwischenzeitig habe ich schon wieder einen Termin in der Transplantationsambulanz beim Professor. Jetzt sollen die Möglichkeiten einer LVR durchgesprochen werden. Ebenfalls im Gespräch eine Solo LTX. Als letzte Massnahme dann noch die Abwägung inwieweit eine DLTX vorteilhaft wäre. Aber das hängt alles davon ab, wieweit die rechte Lunge geschädigt ist und eventuell wieder hergestellt werden kann, durch eine LVR eventuell. . Das werden noch heisse und intensive Gespräche werden. Zumal ich mit meiner Blutgruppe AB Rh + auch nicht gerade zu der häufigsten Blutgruppe gehöre.