1. Das Labor - Werte / Verfahren / Hintergründe

 

1.1. Warum ist eine Blutgruppenbestimmung wichtig?

Die Unterschiede zwischen den Blutgruppen haben für Dich eine wichtige Bedeutung. Ohne ihre Kenntnis wären erfolgreiche Bluttransfusionen und Organtransplantationen nicht möglich. Wenn man unterschiedliche Blutgruppen zusammenmischt kann es zu schweren Zwischenfällen und sogar zum Tod des Empfängers kommen.

Bei einer Organtransplantation wäre eine umgehende Abstoßung des transplantierten Organs die Folge. In der Geburtshilfe können Blutgruppenunterschiede zwischen der schwangeren Frau und ihrem Kind zu schweren Schäden des Kindes bis zu dessen Tod führen. Man spricht hier von einer Rhesusunverträglichkeit.

Eine zunehmende Bedeutung erfahren die Blutgruppen übrigens in der Gerichtsmedizin: Sie dienen der Identifizierung von Personen bei den verschiedensten Fragestellungen - von Abstammungsgutachten bis hin zu Tätersuche und Spurensicherung. In der Genetik und forensischen Anthropologie (Gerichtsmedizin) dienen die Blutgruppen dem Nachweis der Vaterschaft und der Bestimmung von Rassenmerkmalen.

Es ist mittlerweile bekannt, dass unser Immunsystem Antikörper bildet - und zwar gegen fremde Eindringlinge (so genannte Antigene). Bevor man entdeckte, dass es verschiedene Blutgruppen gab, waren Blutübertragungen rein zufällig erfolgreich. Meistens jedoch endeten sie tödlich. Mischt man das Blut unter verschiedenen Blutgruppen zusammen, dann verklumpen die Zellen. Die Verklumpung entsteht durch die Bindung der Blutpartikel an die Antikörper. Blutklumpen wiederum führen zum Verschluss von Gefäßen und das löst dann einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt aus.

Unglaublich aber wahr: Die Blutgruppe kann sich auch verändern. Häufig geschieht das nach einer Spezialbehandlung, zum Beispiel bei einer Knochenmarktransplantation. Aus diesem Grunde muss vor der Transplantation Deine Blutgruppe neu bestimmt werden. Deine Befunde werden also vorsichtshalber noch einmal geprüft – um ganz sicher zu gehen.
Blutgruppen sind erblich und ein Merkmal, um Verwandtschaftsverhältnisse zu klären wie zum Beispiel der Vaterschaftstest.

Manche spenden ihr eigenes Blut vor einer OP, um alle Risiken im Falle einer Blutübertragung auszuschließen.

Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) geben Deinem Blut nicht nur die Farbe, sondern sie haben die Aufgabe, den Sauerstoff aus den Lungenbläschen in alle Körperregionen und Organe, sowie den Rücktransport von Kohlendioxid zur Lunge zu übernehmen. Diesen Sauerstofftransport erkennt man auch an der Farbe des Blutes: Wenn das Blut sauerstoffarm ist, dann ist es ganz dunkel. Ist das Blut hingegen sauerstoffreich, dann ist es ganz hellrot. Die roten Blutkörperchen mit den Eiweißstrukturen an ihrer Oberfläche sind die Träger der Blutgruppenmerkmale, die die Blutgruppe jedes Menschen definieren.

Beim Menschen gibt es ca. 300 verschiedene Blutgruppensysteme. Die wichtigsten sind das A-B-0- System und das Rhesus-System (positiv / negativ nebst Antigene). Mit Hilfe spezifischer Antikörper lassen sich die Blutgruppen nachweisen. Die am häufigsten in Europa aufkommende Blutgruppe mit 42 % ist A, gefolgt von Blutgruppe 0 mit 38 %, Blutgruppe B mit 13% und die Blutgruppe AB mit 7 %.

Die Zusatzbezeichnung „positiv oder negativ“ bezieht sich auf den Rhesusfaktor. Zum Rhesus-System gehören zudem mehrere Antigene, so genannte Rhesusfaktoren (die Rh-Faktoren). Am bekanntesten sind die RH- Faktoren C, D, E und c, d, e.
Hier ist eine vollständig ausgeschriebene Blutformel: A RH+ positiv Ce`De`

(Also Blutgruppe A, Rhesusfaktor positiv und mit den Rhesusmerkmalen C e D e).

Als Universalspender gilt ein Blutspender mit der Blutgruppe 0 ("Null"). Die Erythrozyten dieser Blutgruppe weisen keine Antigene gegen andere Blutgruppen auf. Das bedeutet alle Menschen können Blut der Blutgruppe 0 bekommen. Allerdings sollte einem Empfänger mit anderer Blutgruppe nicht zu viel Blut der Gruppe 0 übertragen werden , da sonst die anti-A und anti-B Antikörper, die das Plasma der Blutgruppe 0 enthält ggf. zu Verklumpungen der Erythrozyten eines Empfängers mit den Blutgruppen A, B oder AB führen können.