Impfempfehlungen für Patienten nach nach Organtransplantationen

Informationsbroschüre

 

Herausgegeben durch:

 

Novartis Pharma GmbH

 


Vorbemerkungen:

 

Ausreichende Daten über Impferfolge unter immunsuppressiver Therapie liegen nicht vor!

 

Die vorliegende Zusammenstellung kann daher lediglich einen Überblick geben und ersetzt keinesfalls die entsprechenden Fachinformationen bzw. die ständig aktualisierten Informationen der STIKO (www.rki.de) oder der WHO (www.who.int).

 

Da die Medizin sich ständig weiter entwickelt, kann für Angaben über Dosierung und Applikationsformen von den Autoren keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall auf ihre Aktualität und Richtigkeit anhand andere Literaturstellen überprüft werden.

 

Weitere Informationen:

Aufklärungs- und Dokumentationspflicht beachten!

 


 

Generelle Impfempfehlung

  • Nur Totimpfstoffe verwenden!

  • Aktivimpfungen mit Lebendimpfstoffe sind bei Organtransplantierten kontraindiziert (Ausnahme Varizellen) und sollten nur in seltenen Ausnahmefällen zur Anwendung kommen

Durchführung der Impfungen -
entsprechende den Empfehlungen der ständigen Impfkommission des Bundesgesundheitsamtes (STIKO)

  • Indikationsimpfungen mit breiter Anwendung:
    Tetanus, Diphtherie, Influenza, Polio (Salk)

  • Indikationsimpfungen bei Risikogruppen:
    Hepatitis A, B, Varizellen, Pneumokokken, FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)

  • Reiseimpfungen (von der WHO veröffentlichte Informationen über Gebiete mit besonderem Infektionsrisiko beachten):
    Cholera, Typhus, Meningokokken

Impfgrundsätze

  1. Unter immunsuppressiver Therapie ist die Impfantwort herabgesetzt, das gilt auch für die Grippeschutzimpfung.

  2. Der Impferfolg setzt später als bei nicht-immunsupprimierten Patienten ein – unter Umständen gar nicht. Die Wirksamkeit der Impfung ist meist geringer und die Dauer des Impfschutzes verkürzt.

  3. Bislang wurden nach Impfungen bei Patienten mit stabiler Transplantfunktion keine relevanten akuten Abstoßungsreaktionen festgestellt mit Ausnahme klinisch inapparenter Abstoßungen nach Influenza-Impfung, die allerdings auch nach einer Influenza-Infektion beschrieben wurden (Duchini et al. 2000).

  4. Impfungen sollten möglichst bereits vor der Transplantation durchgeführt werden. Direkt nach Transplantation Kann der Körper wegen der starken Immunsuppression nicht auf Impfungen reagieren. Erst ca. 6 bis 12 Monate nach der Transplantation ist wieder eine ausreichend gute Immunreaktion möglich.

  5. Enge Kontaktpersonen – v.a. Familienmitglieder – sollten gegen alle Krankheiten geimpft sein, die den organtransplantierten Patienten gefährden, z.B. Influenza, Pneumokokken, Masern, Mumps, Röteln

Wirkung von Impfstoffen

  • Aktivimpfung mir Lebend- oder Totvaccinen:
    Das im Impfstoff enthaltene Antigen löst die Bildung von Antikörpern aus.

  • Passivimpfung mit Antiseren:
    Der Impfstoff enthält Antikörper, der die Antigene neutralisiert.

Als Folge der immunsuppressiven Therapie sind Organtransplantatierte weit stärker als Gesunde durch Infektionskrankheiten gefärdet, da Immunsuppressiva die zelluläre Abwehr (spezifisch T- und / oder B-Zell-Antwort) und die Bildung von schützenden Antikörpern gegen Infektionserreger mindern.

 

Impfstoffe mit Kontraindikationen

 

Aktiv-Impfungen:

  • Polio (Schluckimpfung mit Sabin-Lebendimpfstoff)

  • Mycobacterium tubercolosis (BCG)

  • Gelbfieber

  • Mumps

  • Typhus (Salmonella typhi/paretyphi)

  • Pocken (Vaccinia)

  • Masern

Passiv-Impfungen mit menschlichen oder tierischen Antiseren gleiche Kontraindikationen wie bei Gesunden:

  • Serumkrankheiten bei tierischen Antiseren

  • lgA-Mangel bei menschlichen Seren

Empfehlungen

  • Zeitabstände
    bei impfumgen mit inaktiviertem Impfstoff sind nicht nötig.

  • Zeitabstände
    zu Lebendimpfstoff
    sind nicht nötig -
    Ausnahme: Varizellen.

  • Aktiv / Passiv-Immunisierung
    (Simultan-Impfung) ist möglich.

  • Bei zunehmender Niereninsuffizienz und Möglichkeit der Hä,odialyse-Behandlung:
    Überprüfung des Impfschutzes gegen Hepatitis B, Tetanus

  • Kontrolle des Impferfolges
    durch Titerbestimmung ca. 4-6 Wochen nach der Erstimpfung

  • Bei schlechtem oder keinem Impferfolg
    ggf. Verkürzung der Impfabstände und Erhöhung der der Dosis (z.B. nei Hepatitis B-Impfung)

  • Vor der Impfung ausreichenden Eiweißspiegel (Albumin) anstreben

  • Möglichst gute Umgebungsimpfung durchführen (Kinder), jedoch keine Polio-Schluckimpfung, da die Kinder dann zwar nicht erkranken, jedoch den infektionsfähigen Virus ausscheiden können

  • Vaarizellenimpfung nur in Absprache mit dem zuständigen Transplantationszentrum durchführen

  • Impfschema für Hepatitis B-Impfung:
    Vedoppelung der Impfstoffdosis und Impfung an Tag 0, 7, 21 sowie nach 6 Monaten, Titerkontrolle!

Vorgehen bei Exposition und unklarem Impfschutz bei möglicher Infektionsgefahr von Patienten unter immunsuppressiver Therapie

 

 

 

Impfung

Passiv

Aktiv

Booster: Monat nach 1. Impfung

Meiden des direkten Kontaktes zum Erkrankten

Tetanus

Serum

simultan

0,1,6,12

nein

Polio (IPV)

Serum

simultan

0,1,6,12

ja

Diphterie

Serum

simultan Totimpfung

0,2

ja

Varizellen

Serum

simultan

0

ja

Hepatitis A

Serum

simultan

0,6,12

ja

Hepatitis B

Serum

simultan

0,1,12

ja

Pertussis

Antibiotika

eventuell

0,1,2

ja

Masern

Serum

nein


ja

Mumps

nicht verfügbar

nein


ja

Röteln

Serum

nein


ja

Influenza

nicht verfügbar

möglich


ja

Pneumokokken

Serum / Antibiotika

möglich


nein

Meningokokken

Antibiotika

möglich

0

ja

FSME

Serum

möglich

0,1,3,9,12

nein

Haemophilus Influenza Typ B

Antibiotika

möglich

0,1,12

nein

Tollwut

Serum

simultan

Tag 0,7,21,28,90

nein

Typhus

Antibiotika

ja


ja

Cholera

Antibiotika

ja


ja

Gelbfieber

nein

nein


nein

 

Diese Tabelle dient nur als grobe Information – aktuelle STIKO-Empfehlungen und Fachinformationen beachten!

 

Auslandsreisen

  • Bei geplanten Auslandsreisen:
    Impfvorschriften beachten

  • Kontraindiakation für Lebendimpfstoffe beachten, Verhaltensregeln im Erkrankungsfall besprechen – z.B. Durchfall, Fieber, Loperamid (Imodium) gegen Durchfall im Gepäck, da ansonsten die Resorption von Medikamenten stark gestört ist

  • Impfschema für Hepatitis A-Impfung bei gepalnten Auslandsreisen:
    2-fache Grundimmunisierung im Abstand von 6 Monaten vor der Abreise; dabei sollte die zweite Impfung 6 bis 8 Wochen vor der Abreise liegen, 1 bis 2 Wochen vor der Reise Titerkontrolle!

  • Adrese des nächsten Transplantationzentrums mitgeben

  • Reiseplanung im Falle einer erforderlichen raschen Rückkehr (z.B. ADAC)

  • Malariaprophylaxe: Risiken mit Patienten besprechen, Schutz vor Insektenstichen nachts (Moskitonetze, Salben, Öle etc.), Empfehlungen beachten (Kontakt mit Tropenmediziner, Impfzentrum)

  • Cave: Medikamenteninteraktionen mit Immunsuppressiva beachten! Medikamenteneinnahme bereits ca. 14 Tage vor Abreise beginnen und Medikamentenspiegeln nach ca. 3 Tagen (7 Halbwertzeiten z.B. bei Sndimmun Optoral) kontrollieren.

  • Wenig gespeicherte Daten über Wechselwirkungen mit Immunsuppressiva!


Besondere Empfelung bei Reisen in ein Malaria-Endemiegebiet

 

 

 


Wichtige Nebenwirkungen

Interaktionen mit Ciclosporin

Dosisanpassung bei Nieren-insuffizienz

Normaldosis

Mefloquin
(Lariam)

Blutbild, Leber, cerebrale Krämpfe, Psychose
Cave: Chinolone

nicht untersucht

nicht notwendig

250 mg/Woche

Proguanil
(Paludrine)

Blutbild

nicht untersucht

Anpassung notwendig (siehe Fachinformation)

200 mg/Tag

Chloroquin
(Resochin)

Blutbild, Leber

Spiegelerhöhung

Anpassung notwendig: GFR 20-30 ml/min (-50% der Dosis)

300 mg/Woche